Warum gerade Sudan? Nun, das ist ganz einfach, lässt sich aber nicht so schnell erklären. Zum Beispiel ist der Sudan eines der gastfreundlichsten Länder, noch nicht vom Tourismus überlaufen und bietet viel Natur. Wer nur schnell durch den Sudan durchreisen will, wird wohl nicht glücklich werden. Reisen hier braucht Zeit. Dafür habe ich gerade beim Warten viele interessante Begegnungen gehabt. Um das Land wirklich zu verstehen, muss man meiner Meinung nach dort gewesen sein. Wer die Erlebnisberichte »»» von Reisenden (fast durchwegs positiv und sogar begeistert) mit den aktuellen Pressemeldungen vergleicht kann kaum verstehen, dass es sich um das gleiche Land handelt. Aber der Sudan ist groß. Darfur ist vom Norden so weit wie Bosnien von Deutschland. Wir können nur hoffen dass Afrika eines Tages so zusammenwächst wie Europa und das mit allen Kräften unterstützen. Mehr zur Politik siehe
Im Jahr 1996 reiste ich zum erstenmal mit Freunden durch den Sudan. Anlass war die Hochzeit eines sudanesischen Freundes. Schon damals war ja eigentlich nichts -und wenn dann nicht viel Positives- über dieses Land in unserer Presse zu lesen. Diese Reise war aber so eindrucksvoll und schön, dass ich da unbedingt wieder hinwollte. Die Chance zur Zuarbeit für Wasser-Projekte hat es mir jetzt ermöglicht seit 2003 (»erste Eindrücke 2003) noch dreimal den Sudan zu besuchen. Wenn ich jetzt den Nil von AdDebba nach Argi überquere ist das schon fast wie nachhause kommen.
Die Reiseführer von 1996 sind immer noch 'aktuell' -weils seitdem keine neuen gibt ;-) aber der Sudan hat sich schon verändert. Nicht zuletzt viele neue Teerstraßen und Handys und Internet. Die sudanesische Gastfreundschaft hat sich glücklicherweise erhalten.
Start in Frankfurt und über Amman nach Khartoum
Ankunft 3 Uhr Nachts - 4 Stunden Schlaf, Meldestempel in den Pass und gleich weiter mit dem Haafla (Bus) 6 Stunden in den Norden nach AdDebba. Das geht nur mit der Hilfe von Freunden. Für den Norden brauchen Reisende zum Glück kein 'Travel-Permit'.
Nachtanken und Rast in Tamtam, einer Wüsten-Oase - es wird spät - so spät, dass die Fähranlegestelle in Debba nach Argi schon verwaist ist.
Auf der Suche nach einem Telefon treffe ich zufällig alte Bekanntschaften. Ein Anruf, ein Boot, und ich komme rechtzeitig zur Haflah. Das ist das interessante im Sudan - manchmal tagelang warten, aber wenns sein muss geht alles schnell.
Ziel ist ja die Hochzeit meines Freundes Mamoon. Und sowiso bin ich zu spät - aber ich will noch die letzte Party mitfeiern (die heißt Haflah - nicht zu verwechseln mit dem Bus Haafla - für viele arabische Buchstaben gibts leider keine lateinische Schreibweise)
So eine Haflah ist eine 'Nachtparty' bei der Musik gemacht und ausgiebig getanzt wird. Daran nehmen Männer und Frauen teil - sie sitzen und stehen (getrennt) im Kreis und umrahmen eine Tanzfläche. Hier tanzen Männer und Frauen zugleich aber nicht wie bei uns im Paartanz. Braut und Bräutigam sitzen auf einem geschmückten Podest.
Der Bräutigam wird immer wieder von den Teilnehmern zum Tanzen aufgefordert und darf sie symbolisch auspeitschen. Der Tanz ist ein Wiegeschritt mit gleichzeitigem Schnalzen der rechten Hand.
Die Fete dauert von 11 Uhr nachts bis 2 Uhr morgens. Die Scheinwerfer und der Generator machens möglich. Die Musik ist live und stromunabhängig. Hier werden grad Trommeln und Tambour (eine Art Gitarre) verladen. Der Morgen gehört wieder den Vögeln.